Die Voraussetzung für die Entstehung der DDR war die Aufteilung Deutschlands in vier alliierte Besatzungszonen nach dem Ende des 2. Weltkrieges 1945. Die Gründung der DDR war die Antwort der Sowjetunion auf die Bundesrepublik. Mit Rückendeckung Stalins setzte sich die SED Ende 1947 an die Spitze einer Volkskongressbewegung, die nach außen hin die Einheit Deutschlands zum Ziel hatte, aber in Wirklichkeit die Weichen für die Schaffung eines Teilstaates, die DDR (Deutsche Demokratische Republik) stellte. Der Volkskongress, den die SED dominierte, die wiederum stark von der Sowjetunion unterstützt wurde, legte im Oktober 1948 einen Verfassungsentwurf vor, der auf SED-Vorstellungen basierte. Im Mai 1949 wurde der 3. Volkskongress der SBZ (Sowjetische Besatzungszone) gewählt, da die SED kein Risiko eingehen wollte, wurde nach einer Einheitsliste gewählt, d.h. die Wähler hatten nur die Möglichkeit zwischen Ja und Nein zu entscheiden. Oppositionsparteien gab es aber nicht. Die Anteile der SED-konformen Blockparteien waren schon vor der Wahl festgelegt. Trotz Manipulation und Wahlfälschung erreichte die SED allerdings nur eine Ergebnis von 66,1 %. Die Sowjetunion wartete mit der Gründung der DDR allerdings noch bis zur Konstituierung der neuen Bundesregierung. Am 7. Oktober 1949 nahm der nach den Wahlergebnissen vom Mai praktisch unverändert zusammengesetze Deutsche Volksrat den Verfassungsentwurf von 1948 praktisch unverändert an und erklärte sich selbst zur provisorischen Volkskammer. Damit war die DDR gegründet.
Gründung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR)
Gründungsparteitag der SED in Berlin
Die Umformung des Parteiensystems und der Aufbau des Sozialismus
Alle Parteien und Massenorganisationen der DDR wurden nun in der Nationalen Front des demokratischen Deutschland zusammengeschlossen. Da die entscheidenden Machtpositionen von SED-Funktionären eingenommen wurden, konnte die SED alle Parteien und Massenorganisationen steuern. Die SED wandte sich nun mehr und mehr von ihrem ursprünglichen Ziel, dem „besonderen deutschen Weg zum Sozialismus", ab und orientierte ihre Politik in Partei, Staat und Gesellschaft ausschließlich am sowjetischen Vorbild. Die Parteispitze wurde umstrukturiert: An Stelle der beiden gleichberechtigten Vorsitzendenposten wurde nun das Amt des Generalsekretärs geschaffen, das Walter Ulbricht übernahm. Mit Unterstützung der sowjetischen Geheimpolizei setzte Walter Ulbricht Parteisäuberungen durch. Allein 1950/1951 wurden 150 00 Mitglieder ausgeschlossen. In dieser Atmosphäre der Angst entwickelte sich die SED zu einem Machtapparat, der von einer kleinen Gruppe von Spitzenfunktionären gelenkt wurde. Im Juli 1952 verordnete Walter Ulbricht mit Erlaubnis Stalins den "planmäßigen Aufbau des Sozialismus". Dies hieß die weitere Zentralisierung der Staatsmacht durch Auflösung der 14 Länder. Im Bereich der Wirtschaft kam es zu einem Aufbau der Volkseigenen Betriebe, die bereits 80% zur industriellen Produktion beisteuerten. Der Schwerpunkt der Industrieproduktion lag weiterhin bei der Schwerindustrie, während die Konsumgüterproduktion deutlich hinter der Nachfrage zurückblieb. Auf gesellschaftspolitischer Ebene verschärfte die SED den Klassenkampf, d. h. die Repressionen gegen politisch Andersdenkende wurde verstärkt.
Der 17. Juni und seine Ursachen
Die von Moskau angeordnete Militarisierung des Landes belastete die Wirtschaft enorm. Während die gelenkte Presse weiterhin von Produktionserfolgen berichtete, blieben die Lebensmittel weiterhin stark rationiert, was eine Flucht in die BRD allein im ersten Halbjahr 1953 von 226 000 Personen zur Folge hatte. Die SED erhöhte daraufhin die Arbeitsnormen um 10% ohne Lohnausgleich zu zahlen. Am 9. Juni verkündete sie allerdings auf Druck der Sowjetunion zur Beruhigung der Lage in der DDR den „Neuen Kurs", der sich u. a. durch die Rücknahme repressiver Maßnahmen und die Verbesserung des Lebensstandards auszeichnete. Doch ausgerechnet die 10% Arbeitszeiterhähung nahm sie nicht zurück, was dazu führte, daß dieses plötzliche Umschwenken als Bankrotterklärung der SED gewertet wurde. Meldungen der Staatssicherheit berichteten von Freudenfesten, die die Befreiung von der SED-Herrschaft feierten. Es häuften sich die spontanen Streiks und vielerorts wurde vor den Gefängnissen demonstriert. Am 16. Juni formierten sich die Bauarbeiter der Ost-Berliner Stalinallee zu einem Protestmarsch gegen die Beibehaltung der Arbeitszeiterhöhung. Fast alle Betriebe in Berlin schlossen sich an. Die wirtschaftlichen Forderungen schlugen in politische um: Rücktritt der Regierung und freie Wahlen. Es entstanden Streikkomitees, in mehreren Städten wurden Parteibüros gestürmt, Polizisten entwaffnet und politische Gefangene befreit. Am 17. Juni verhängte der sowjetische Stadtkommandant über Ostberlin den Ausnahmezustand, der am 18. Juni auf die gesamte DDR ausgedehnt wurde. Unterstützt von der kasernierten Volkspolizei der DDR schlugen sowjetische Truppen noch am 17. Juni in Berlin den gewaltlosen Aufstand nieder. 21 Personen wurden von sowjetischen Standgerichten zum Tod verurteilt und sofort hingerichtet, weitere Todesurteile durch DDR-Gerichte und Hinrichtungen folgten. Etwa 1.400 am Aufstand Beteiligte erhielten Freiheitsstrafen.
Bilder vom 17. Juni 1953:
Mit wehenden Fahnen durchs Brandenburger Tor: Im Juni 1953 manifestiert sich in der DDR die Unzufriedenheit über die Lebensbedingungen. Morgenpost Online blickt zurück auf die Ereignisse vor 55 Jahren. - Foto: dpa
Mit ihnen beginnt der Aufstand: Bauarbeiter demonstrieren in Ost-Berlin. Sie wehren sich gegen eine Erhöhung der Arbeitsnormen, die Ende Mai 1953 bekannt gegeben wurde. Die ersten Arbeiter ... - Foto: picture-alliance / akg-images
... marschieren am 16. Juni. Im Laufe der Zeit schließen sich weitere Menschen den Demonstrationszügen an. Hier marschieren Stahlwerker aus Hennigsdorf nach Ost-Berlin. Schnell geht es nicht mehr nur um die Normenerhöhung: Die Demonstranten fordern ... - Foto: ZB
... freie Wahlen und den Rücktritt der Regierung. Am 17. Juni beteiligt sich eine enorm große Zahl von Menschen an den Kundgebungen und Protesten. Allein in Ost-Berlin gehen etwa 150.000 Menschen auf die Straße. Hier geht unter anderem dieser Kiosk in Flammen auf. Auch ein ... - Foto: dpa
... Kontrollhaus der Volkspolizei brennt ab. Nach heutigen Erkenntnissen ... - Foto: dpa
... wurde in Moskau schon am 16. Juni beschlossen, sowjetische Truppen gegen die revoltierenden Menschen einzusetzen. Am 17. rollen erste Panzer durch Berlin, wie hier auf der Straße Unter den Linden. - Foto: DPA
Am Mittag fallen in Berlin die ersten Schüsse. Dieser Mann überlebt den Aufstand nicht. - Foto: A0009_dpa
Andere kommen mit Blessuren davon: Ein kommunistischer Agitator, der von der demonstrierenden Menschenmenge zusammengeschlagen wurde, wird an der Sektorengrenze von Westberliner Polizisten geschützt. - Foto: A0001_UP
Auch auf dem Potsdamer Platz rollen Panzer. Die wütenden Menschen ... - Foto: akg
... bewerfen sie mit Steinen. - Foto: dpa
Der Haß auf die Sowjetunion wächst: An der Sektorengrenze werden sowjetische Grenzzeichen zerstört. Zudem werden am 17. Juni Gefängnisse und öffentliche Gebäude gestürmt, darunter Einrichtungen der SED und der Stasi. - Foto: A0001_UPI
Josef Stalin ist eine der Haßfiguren. - Foto: PHOENIX
In mehr als 700 Orten in der DDR wird zeitgleich zu den Ereignissen in Berlin demonstriert und gestreikt. Hier nehmen Beschäftigte des Jenaer Schott-Werkes an einer Kundgebung auf dem Firmengelände teil. - Foto: dpa
Auf dem Jenaer Holzmarkt versammeln sich zahlreiche Menschen - dann kommen die Panzer. Auch in Leipzig ... - Foto: dpa
... beteiligen sich viele Menschen an dem Aufstand und auch hier ... - Foto: A0009_dpa
... werden Panzer gegen die Demonstranten eingesetzt. - Foto: A0009_dpa
Obwohl auch in den folgenden Wochen noch an mehreren Orten gestreikt wird, ist der eigentliche Aufstand schon am 18. Juni niedergeschlagen. Die Bilanz: Verwüstungen in den Städten wie hier in Berlin, ... - Foto: picture-alliance/akg-images
...und mindestens 55 Tote sind zu beklagen. Gegen Anführer und Teilnehmer des Aufstandes ... - Foto: picture-alliance / akg-images
... geht die DDR-Justiz hart vor. Günter Engel (l.) wird wegen Provokation und Gewalttätigkeit angeklagt und zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt. Es fallen auch Todesurteile. - Foto: picture-alliance / akg-images
Um die brutale Niederschlagung des Aufstands zu legitimieren, organisiert die DDR-Führung Rechtfertigungsdemonstrationen wie diese in Berlin. - Foto: Berlin_Picture_Gate_BPG
Sowjetischer Panzer in Leipzig am 17. Juni 1953.
Der Bau der Berliner Mauer
Seit 1954 verbesserten sich die Lebensverhältnisse schrittweise, da die Sowjetunion auf Reparationen verzichtete und die industrielle Produktion zunahm. Die gewaltsame Kollektivierung der Landwirtschaft führte allerdings bald wieder zu Versorgungsproblemen und zu sprunghaft steigenden Flüchtlingszahlen. Zusätzlich förderte die seit 1958 schwelende Berlinkrise, in der die DDR die vollständige Entmilitarisierung West-Berlins forderte, den wachsenden Flüchtlingsstrom. Um der massiven Abwanderung Einhalt zu gebieten, ließ die DDR-Führung am 13. August 1961 die Grenze zu Westberlin sperren und den Bau der Berliner Mauer beginnen. Am 16. August 1961 untersagte sie den Bürgern der DDR die Ausreise in die Bundesrepublik. Vier Wochen nach dem Mauerbau wurde die allgemeine Wehrpflicht eingeführt. Wer wagte, dagegen zu protestieren, wurde gewaltsam aus Schule oder Universität entfernt. Bis Ende 1961 fielen monatlich mindestens 1500 Personen einer Verhaftungswelle zum Opfer.
Die Mauer und das geteilte Deutschland
Bilder vom Bau der Berliner Mauer:
Am 13. August 1961 begann die DDR mit dem Bau der Mauer in Berlin. - Foto: dpa
Unter den Augen von Soldaten der Nationalen Volksarmee nimmt die Mauer immer mehr Gestalt an. - Foto: pa/dpa
Auch das Brandenburger Tor wird für den Mauerbau abgeriegelt. Dort ... - Foto: picture-alliance / akg-images
... tummeln sich Volkspolizisten (mit Uniformen und Schirmmützen), Angehörige der Betriebskampfgruppen (in Kampfanzügen) und Stasi-Mitarbeiter (in Zivil). - Foto: dpa
Schon am 13. August macht sich Willy Brandt ein Bild von der Lage in Berlin. Der Regierende Bürgermeister und damalige SPD-Kanzlerkandidat wurde am frühen Morgen in seinem Wahlkampfzug in Westdeutschland von der Nachricht des Mauerbaus überrascht und flog sofort in einem alliierten Flugzeug nach West-Berlin. - Foto: A0001_UPI
Arbeiter erhöhen 1961 die Sektorensperre an der Bernauer Straße. Die Arbeiten an der Sperrmauer wurden in der Harzer, der Heidelberger und der Bouchéstraße sowie in der Bernauer Straße an der Grenze zum Westberliner Bezirk Wedding durchgeführt. Fast Abend für Abend kam es an diesen Mauerabschnitten zu Zwischenfällen. - Foto: picture-alliance / dpa
Zwei West-Berliner Mädchen sprechen mit ihren Großeltern im Ostteil der Stadt. Die trennende Grenze bestand in einigen Teilen der Stadt zunächst "nur" aus Stacheldraht. - Foto: ddp
Der 19-jährige Volkspolizist Conrad Schumann flüchtet am 15. August 1961 mit einem Sprung über eine Stacheldrahtabsperrung vom sowjetischen Sektor in den Westteil Berlins. Er war der erste Volksarmist, der in den Westen flüchtete. - Foto: picture-alliance / dpa
In einem der Grenzhäuser in der Bernauer Straße werden am 1. Oktober 1961 die im ersten und dritten Stock gelegenen Fenster zugemauert. Damit sollte die Flucht der Ost-Berliner nach West-Berlin verhindert werden. - Foto: pa/dpa
Verzweifelt wegen der Trennung von ihren Eltern weint die junge Braut Gisela Grotzke am 4. September 1961 am West-Berliner Sektor Friedrichstraße bittere Tränen. Ehemann Gerald Grotzke und seine Mutter versuchen zu trösten. Die Eltern der Braut stehen in etwa 200 Metern Entfernung hinter der Mauer auf der Ostberliner Seite und durften nicht an der Trauung teilnehmen (rechts). Kurz zuvor hatte ein US-Soldat der jungen Frau ein Fernglas geliehen, damit sie ihre Eltern besser sehen konnte. Die Braut war daraufhin in Tränen ausgebrochen. - Foto: A0001_UPI
Ein Bus dient als Aussichtsplattform im Wedding. - Foto:picture-alliance/akg-images
Die DDR-Grenze war streng bewacht. Aus Berlin-Mitte versuchte Günter Litfin am 24. August 1961 in den Westen zu fliehen. Er wurde erschossen. Dem Mauertoten wird im alten Wachturm Kieler Eck gedacht. - Foto: dpa
1961: Gespannte Stimmung zwischen den Supermächten im Herzen Berlins. Sowjetische (hinten) und amerikanische (vorn) Panzer stehen sich an der Berliner Sektorengrenze in der Friedrichstraße gegenüber. Beide Seiten zogen sich nach einer langen Nacht von der Grenze zurück, eine Eskalation wurde vermieden. - Foto: UPI
Bau der Berliner Mauer
Bau der Berliner Mauer
Blick über die Berliner Mauer mit Stacheldrahtkrone und die Panzersperren aus zusammengeschweißten Schienen auf dem Potsdamer Platz. - Foto: dpa
Die Mauer an der Stresemannstraße. - Foto: picture-alliance / akg-images
Wachtposten an der Mauer in der Stresemannstraße. - Foto: picture-alliance / akg-images
1962: Grenzposten tragen den leblosen Körper von Peter Fechter weg. Er wurde bei einem Fluchtversuch von DDR-Volkspolizisten niedergeschossen. - Foto: dpa
Volkspolizisten verstärken 1962 den Stacheldraht auf der Berliner Mauer. - Foto: picture-alliance / dpa
Der amerikanische Präsident John F. Kennedy am 26. Juni 1963 auf der Aussichtsplattform an der Berliner Mauer. Während seiner Berlin-Visite sprach er die historischen Worte "Ich bin ein Berliner". - Foto: B2163_Consolidated
Das erste Passierschein-Abkommen vom 17. Dezember 1963 zwischen der Regierung der DDR und dem Senat von Berlin (West). Am Grenzübergang Invalidenstraße: Westberliner auf dem Weg zu ihren Verwandten im Ostteil der Stadt. - Foto: picture-alliance / akg-images
Die Aufnahme vom Januar 1963 zeigt den Blick in einen Fluchttunnel unter der Berliner Mauer. Der nur 60 bis 80 Zentimeter hohe Tunnel wurde mit Holzbohlen abgestützt, um wegen des sandigen Bodens ein Einstürzen zu verhindern. Der Schlauch diente den Fluchthelfern zur Zufuhr von Frischluft. Der Gang ist einer von den Tunneln unter der Mauer, die von Fluchthelfern um den Westberliner Wolfgang Fuchs gebaut wurden. Bei der spektakulärsten Tunnel-Aktion im Oktober 1964 gelangten 57 Ostberliner in den Westteil der Stadt. - Foto: picture-alliance / dpa
Ein junger Mann aus West-Berlin begrüßt seine Mutter am Übergang Chausseestrasse. Am 2. November 1964 durften erstmals seit dem Bau der Mauer am 13. August 1961 Rentner aus der DDR zu Verwandten nach West-Berlin und in die Bundesrepublik reisen. - Foto: A0009_dpa
Zwei Soldaten der Volksarmee bewachen am 23. August 1965 mit ihrem Hund ein Arbeitskommando im Norden von Berlin. Die Sperrmaßnahmen im Westberlin werden immer stärker. Hinter Mauer und Stacheldraht werden Beobachtungsbunker gebaut, um jede Bewegung im Todesstreifen besser beobachten zu können. Für ein freieres Schussfeld der Zonengrenzen wird an vier Grenzhäusern in der Bernauer Straße der Abriss fortgesetzt, um Fluchtversuche von vornherein zu verhindern. - Foto: picture-alliance / dpa
Die Stabilisierung der Lage
Die Menschen konnten jetzt wie in den anderen Ostblockstaaten nicht mehr ohne weiteres fliehen, was zu einer gewissen Festigung der inneren Verhältnisse führte. Zusätzlich zeigte die Entstalinisierung Moskaus Wirkung, so gestand das Regime Wehrdienstverweigerung zu und förderte auf wirtschaftlichem Gebiet zeitweise eigenverantwortliches Handeln. Allerdings wurden die stalinistischem Führungsmethoden nun durch eine umfassende Kontrolle ersetzt. Da Ulbricht wenigstens auf dem Gebiet der Bundesrepublik den Sieg des Kommunismus über den Kapitalismus beweisen wollte, subventionierte er moderne Technologien sehr stark, was allerdings dazu führte, daß diese Gelder beim Wohnungsbau und bei der Konsumgüterproduktion fehlten. Als Ulbricht trotz der verschlechterten wirtschaftlichen Lage auch noch auf mehr Eigenständigkeit gegenüber der Sowjetunion pochte und die DDR als Vorbild für alle sozialistischen Staaten anpries, war zur Besserung des Verhältnisses mit der Sowjetunion sein Sturz unumgänglich.
Die Ära Honecker
Honecker betrieb in Absprache mit Moskau 1971 Ulbrichts Sturz und wurde als 1. Sekretär der SED mächtigster Mann im Staat, der bald alle wichtigen Ämter in seinen Händen vereinigte. Seine umstrittene Führungsposition sicherte sich Erich Honecker, indem er die Führungsrolle der Sowjetunion anerkannte, das Politbüro um wesentlichen Entmachtete, und die faktische Anerkennung der DDR durch die Bundesrepublik erreichte. Außerdem trieb er die bislang vernachlässigte Infrastrukturpolitik, wie z. B. den Wohnungsbau, voran, erhöhte die Renten, verkürzte die Arbeitszeit und subventionierte alles zur Deckung der Grundbedürfnisse Notwendige. Diese Maßnahmen führten auch erst zu Erfolgen, die Industrieproduktion stieg zwischen 1970 und 1974 um ca. 30 %. Es gab eine Reihe von sozialen Vergünstigungen und die Mieten sowie die Preise der Grundnahrungsmittel blieben stabil. Die staatliche Planwirtschaft konnte allerdings kaum konkurrenzfähige Produkte anbieten, da sie durch die angeordnete Verringerung der Arbeitslosigkeit nur eine sehr geringe Produktivität aufwies. Die SED versuchte dies durch geschönte Statistiken geheimzuhalten, was ihr auch eine Zeitlang gelang. Allerdings war die DDR bereits 1976 mit fünf Milliarden DM verschuldet, damals ein Staatsgeheimnis, daß nur einigen Vertrauten Honeckers bekannt war. 1983 konnte die Kreditwürdigkeit der DDR nur durch einen Milliardenkredit der Bundesrepublik gesichert werden, im Gegenzug versprach die DDR über tausend DDR-Bürger aus der Haft zu entlassen, die Anzahl der Minen und Selbstschussanlagen an der Grenze zu verringern und umfangreiche Erleichterungen im Reiseverkehr zu gestatten.
Erich Honecker
Sprüche von Erich Honecker
1. Spruch:
„Vorwärts immer, rückwärts nimmer!“ Mit diesem Spruch hat sich Erich Honecker in die Geschichtsbücher geschrieben.
2. Spruch:
„Die DDR und BRD gehörten nie zusammen, es trennen sie Welten: die sozialistische und die kapitalistische.“ Auch dies sagte der DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker.
3. Spruch:
„Für uns kommt es darauf an, den Frieden zu sichern und den Krieg durch hohe Wachsamkeit zu bekämpfen, bevor er ausbricht, jederzeit bereit und fähig zu sein, jedem Aggressor eine vernichtende Abfuhr zu erteilen.“ Erich Honecker hatte seine eigene Auffassung von Friedenssicherung, man denke an die vielen Toten an der Mauer.
4. Spruch:
„Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf!“ Mit diesen Worten leugnete Honecker noch im August 1989 das nahe Ende der DDR.
5. Spruch:
„Die Mauer wird in 50 und auch in 100 Jahren noch bestehen bleiben, wenn die dazu vorhandenen Gründe noch nicht beseitigt sind“, tönt Erich Honecker im Januar 1989. Am 18. Oktober 1989 mußte er von allen Ämtern zurücktreten. Die Mauer fiel.
Das Ende des SED-Regimes
Die oppositionellen Gruppen gewannen währenddessen immer mehr an Macht, der Reformkurs Michail Gorbatschows in der Sowjetunion wurde zwar von der Staatsführung der DDR strikt abgelehnt, ließ jedoch in der Bevölkerung die Hoffnung auf Liberalisierung wachsen. Immer mehr Bürger stellten einen Antrag auf Ausreise, obwohl sie in vielen Fällen deswegen jahrelang benachteiligt und schikaniert wurden. Die Drohgebärden der Machthaber verloren immer weniger ihre Wirkung, obwohl niemand vorraussagen konnte, wie die SED auf die wachsende Unruhe im Land reagieren würde. Die Lage eskalierte nach den Wahlfälschungen im Mai 1989, oppositionelle Gruppen hatten massive Fälschungen in den Kommunalwahlen aufgedeckt, die SED reagierte darauf mit Restriktionen. Am 10./11. September erlaubten die reformkommunistischen Regierungen Ungarns fluchtwilligen DDR-Urlaubern die Ausreise. Über 25 000 Menschen nutzten das überraschend entstandene Fluchtloch. Unterdessen gingen die Proteste weiter, seit Anfang September 1989 protestierten jeden Montag immer mehr Menschen in der Nikolaikirche für Reisefreiheit. Mit Mahnwachen forderten Bürgerrechtler die Freilassung politisch Gefangener, ständig unter den Augen der Staatssicherheit, die mit Verhaftungswellen die Proteste auflösen wollte. Honecker weigerte sich, Reformen einzuleiten, zu denen ihm Gorbatschow dringend geraten hatte ("Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben"). Da dieser nicht mehr bereit war, die DDR mit Waffengewalt zu unterstützen, war die Niederlage der DDR-Herrschaft eigentlich schon besiedelt. Und so brachte dann auch die Montagsdemonstration vom 9. Oktober mit mehr als 70 000 Menschen den Umschwung. Obwohl die bewaffneten Kräfte in höchste Alarmbereitschaft versetzt wurden, kam es nicht zu einer gewalttätigen Niederschlagung der Proteste. Die Mehrheit in der SED-Führung versuchte jetzt, durch die Entmachtung Honeckers am 18. Oktober 1989 und Gesprächsangeboten an die Bevölkerung die Situation wieder in den Griff zu bekommen. Doch diese gab sich damit nicht mehr zufrieden und erreichte schließlich die Öffnung der Mauer am 9. November 1989.
Das Jahr des Mauerfalls - Massenbegeisterung im November 1989
Das Jahr des Mauerfalls - Massenbegeisterung zur Wiedervereinigung