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Stark, schnell, unschlagbar, die Weltrekorde bestehen fort, der Staat ist längst untergegangen. Spitzensportlerinnen der DDR galten als Symbol für eine erfolgreiche Emanzipation. Doch für ihre Siege zahlten sie einen hohen Preis.
Die Spartakiade, das große Kinder- und Jugendsportfest der DDR, ist für junge Athleten und ihre Förderer das Ereignis des Jahres. Wer dort glänzt, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit eine erfolgreiche Karriere vor sich. Im Jahr 1975 geht auch die groß gewachsene Birgit Pabst, 13 Jahre alt, an den Start. Sie ist talentiert und hat fleißig trainiert. Die Anstrengungen zahlen sich aus: Im Kugelstoßen liegt sie in ihrer Altersklasse ganz vorn. Wie geplant, erfüllt sie alle Erwartungen! Das Mädchen hat ganz offenbar das Zeug dazu, eine der vielen Sportlerinnen zu werden, die ihrem Land alle Ehre machen. Fast immer waren die Sportlerinnen der DDR ganz vorn dabei. Rund 40 Prozent aller Europa- und Weltmeistertitel des kleinen Landes wurden von Frauen gewonnen. Bei den Sommerspielen 1972 in München zum Beispiel sind von den 66 Goldmedaillen 29 von weiblichen Athleten erkämpft worden. Sie räumten richtig ab, stellten Weltrekorde auf. Die Bestzeit der 4x100-Meter-Staffel der DDR ist seit 1985 immer noch ungeschlagen. Die Staatsführung verstand es, die Erfolge der Sportlerinnen auch ideologisch zu nutzen. Die Kugelstoßolympiasiegerin von 1968 Margitta Gummel: "Nach meiner Meinung gehört die aktive sportliche Tätigkeit zur Sinnerfüllung des Lebens einer Frau unserer Zeit. Die Tätigkeit trägt dazu bei, Persönlichkeit herauszubilden, die für die Emanzipation der Frau unerlässlich ist." Es komme den Leistungssportlerinnen zugute, "daß unsere sozialistische Gesellschaft Bedingungen schafft, die es den Frauen in vollem Umfang ermöglichen, ihre Aufgaben im Beruf, im gesellschaftlichen Leben, in der Familie und im Sport zu erfüllen." Das Politbüro erklärte die Leistungen im Frauensport zum schlagkräftigen Beweis für die Emanzipation der Frauen in der DDR.

Sportliche "Förderung" auch der Kleinsten

In der sozialistischen Ideologie galt sportliche Aktivität als Voraussetzung und Folge von Emanzipation. Emanzipation allerdings zieht nicht automatisch sportliche Triumphe nach sich, wie die Sportsoziologin Gertrud Pfister festgestellt hat. Im Falle der DDR-Sportlerinnen war es vielmehr ein Tabubruch, der zum Erfolg führte.
Bis weit in die fünfziger Jahre war das Training für Sportlerinnen im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen stark reduziert. Dann wurde das Pensum, zunächst vor allem in osteuropäischen Staaten, erhöht. Zudem führten neue Trainingsmethoden zu besseren Leistungen. Entscheidend aber war, dass der Leistungshöhepunkt in das Kinderalter verlegt wurde, besonders in Sportarten wie Turnen, Eiskunstlaufen oder Turmspringen, was sich langfristig besonders schädlich auswirken sollte.                                           Der Kinderhochleistungssport, in Osteuropa und China bis heute praktiziert, gilt in vielen anderen Ländern als absolut unseriös. Die DDR machte mit. Birgit Papst wurde schon vor ihrem Spartakiade-Erfolg wie ein Profi trainiert: zwei Trainingseinheiten pro Tag und sechs Tage die Woche. Die Sportförderung in der DDR begann für viele junge Talente bereits in der ersten Klasse, nicht selten mit seelischen und körperlichen Folgen. Nicht immer waren nur die Leistungen das entscheidende Auswahlkriterium: Frühzeitig wurden auch nötige Voraussetzungen für eine Karriere abgeklärt, zum Beispiel die zu erwartende Körpergröße. Ein Mädchen, das später 1,80 Meter groß werden würde, durfte nicht mehr turnen, sondern wurde eher fürs Rudern geworben. Der Vorsprung der DDR-Sportlerinnen war somit bereits durch rücksichtloses Training im Kindesalter angelegt. Ein eher zweifelhafter Beitrag zur Emanzipation.

Zwangsdoping im staatlichen Auftrag

Mitte der siebziger Jahre kam noch ein weiterer Faktor hinzu: "flächendeckendes Doping". Der Sporthistoriker Giselher Spitzer spricht für die siebziger und achtziger Jahre sogar von einem "konspirativen Zwangsdoping in staatlichem Auftrag".
Grund für die Zunahme von Doping war das immer stärker werdende Rekordprinzip. Leistungen mußten überboten und permanent gesteigert werden. Sportliche Förderung und Training allein reichten oft nicht mehr aus, der entscheidende Kick zur Höchstleistung mußte chemisch beigebracht werden. Viele der Idole jener Zeit sind nach Aufdeckung der Dopingskandale gefallen, die Rekorde fraglich.
Rund 10.000 Sportler wurden laut Expertenschätzungen ohne ihr Wissen gedopt, meist mit dem Anabolikum Oral-Turinabol, hergestellt von Jenapharm. Selbst bei Kindern und Jugendlichen schreckten die Verantwortlichen nicht davor zurück.
Die Nebenwirkungen waren bei Frauen am stärksten. Das Ausbleiben der Menstruation, die Veränderung der Stimmlage, eine Steigerung der Libido sowie "Vermännlichung" waren die Folgen. Birgit Papst war gerade in der Pubertät, als ihre Trainerin ihr Tabletten gab. Angeblich waren es Vitamine, die das junge Mädchen nach dem Training unter Aufsicht einnehmen mußte. Doch schon nach wenigen Wochen begannen deutliche körperliche Veränderungen: Die Stimme wurde tief, Bartwuchs setzte ein, die Muskeln wuchsen. Zum Ausgleich der hohen Testosteronmengen bekam die junge Frau zusätzlich die Pille verschrieben. Zwei Jahre später schied sie wegen eines Unfalls aus dem Profi-Sport aus. Zu spät. Bis heute leidet sie unter den Nachwirkungen dieses Missbrauchs. Die Nebenwirkungen waren bekannt, doch von den Funktionären wurden sie heruntergespielt. Dabei waren gerade die körperlich sichtbaren Folgen des Anabolika-Missbrauchs nicht zu verleugnen. Ein Journalist fragte einmal nach den Muskelbergen und der tiefen Stimme der mehrfachen Schwimm-Olympiasiegerin Kornelia Ender. Die Antwort des verantwortlichen Sportfunktionärs: "Sie soll ja schwimmen und nicht singen."

Demonstriertes Mutterglück

Um solchen Eindrücken entgegen zu wirken, versuchte die sozialistische Presse ein neues Bild seiner Athletinnen zu zeichnen. Parteiorgane wie "Junge Welt" und "Deutsches Sportecho" stellten die Sportlerinnen als glückliche Mütter und Ehefrauen dar. Zum einen, um damit Vorbilder für junge Nachwuchssportlerinnen zu schaffen, zum anderen, um den Verdacht der medizinischen Manipulation von sich zu weisen. Glückliche Frauen mit Ehemann und Kindern eigneten sich besonders gut, um den Vorwurf der Vermännlichung durch Doping als Lüge darzustellen. Gleichberechtigung wurde so wirkungsvoll zur Schau gestellt, die Vereinbarkeit von Sport, Beruf und Familie erfolgreich in Szene gesetzt. Für die Außendarstellung des Sozialismus hatte die Inszenierung eine ganz zentrale Bedeutung. Sie sollte das Image vom Überwachungsstaat nicht die beste Werbung für den Sozialismus überdecken.             Die zahlreichen sportlichen Erfolge brachten der DDR die gewünschte Anerkennung.     Mit Emanzipation hatten sie allerdings nichts zu tun. Auch Birgit Pabst, verheiratete Boese, wollte mit Mitte 20 ein Kind. Bei einer Untersuchung stellte der Arzt jedoch fest, daß ihre Gebärmutter auf dem Entwicklungsstand einer 11-Jährigen war und sich seit der Einnahme des Dopingmittels nicht weiterentwickelt hatte. Erst nach einer Hormonbehandlung bekam Birgit Boese ihren Sohn, der seit der Geburt an Asthma und Neurodermitis leidet. Sie selbst muß täglich starke Schmerzen ertragen, ohne Morphiumtabletten könnte sie ihren Alltag nicht meistern.




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